Und wie unterstützt Eye-Able dabei, barrierefrei zu werden? Wie funktioniert Eure Lösung?
Die Eye-Able-Plattform begleitet Unternehmen in transparenten Schritten auf dem gesamten Weg zur rechtssicheren Barrierefreiheit. Eine barrierefreie Website erfordert am Anfang eine umfassende und fundierte Analyse, bei der wir anhand von vielfältigen Prüfungsverfahren den aktuellen Stand bewerten. Auf dieser Basis stellen wir konkrete Handlungsempfehlungen zur Verfügung und unterstützten gezielt bei der Umsetzung der notwendigen Anpassungen. Die darauffolgende Compliance-Dokumentation umfasst unter anderem die Generierung einer Barrierefreiheitserklärung. Mit einem regelmäßigen Monitoring stellen wir anschließend sicher, dass die Barrierefreiheit dauerhaft gesichert ist.
Ursprünglich lag unser Fokus bei der Entwicklung der Software auf der Unterstützung von Menschen mit visuellen Beeinträchtigungen – deshalb auch der Name Eye-Able. Schnell wurde uns aber klar, dass Barrierefreiheit ein viel breiteres Thema ist. Deshalb haben wir unsere Lösung um ein KI-Tool erweitert, das die Inhalte von Websites in einfache Sprache übersetzt und so auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen eine bessere Nutzung ermöglicht.
Ein zentrales Anliegen ist es, Menschen mit Behinderungen von Anfang an in die Entwicklung von Websites einzubeziehen. Das ist auch einer der Gründe, warum mehr als 20 Prozent unserer Mitarbeiter bei Eye-Able selbst eine Behinderung haben. Auch Lennart, der eingangs erwähnte Schulfreund von Oliver Greiner, ist mittlerweile Produkttester bei uns. Diese Perspektivenvielfalt ist für uns nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs von Eye-Able.
Welche Vorteile bringt Barrierefreiheit Euren Kunden über die Einhaltung des Gesetzes hinaus?
Wir stellen uns oft dem Vorurteil, dass soziale Themen und wirtschaftlicher Erfolg nicht miteinander vereinbar sind. Mit Eye-Able möchten wir genau das Gegenteil beweisen: Es ist möglich, beides zu vereinen – soziale Verantwortung und unternehmerischen Erfolg.
Es wird zunehmend deutlich, dass mangelnde Barrierefreiheit nicht nur ein gesellschaftliches Problem darstellt, sondern für Unternehmen auch einen erheblichen Marktverlust bedeutet. In einer Studie aus dem Jahr 2024 berichten 38 Prozent der befragten Teilnehmer von höheren Umsätzen und Konversionsraten nach Umsetzung der Barrierefreiheit. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Barrieren abzubauen, um nicht nur sozial verantwortungsvoll zu handeln, sondern auch wirtschaftliche Chancen zu nutzen.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zur Barrierefreiheit in elf Ländern hat gezeigt, dass 74 Prozent der befragten Unternehmen in der Vergangenheit bereits Aufträge aufgrund fehlender Barrierefreiheit verloren haben. Dies unterstreicht die Bedeutung der Barrierefreiheit für den Geschäftserfolg. Durch die Umsetzung barrierefreier Lösungen können Unternehmen nicht nur ihre Kundenbindung stärken, sondern auch eine größere Zielgruppe erreichen und ihr Image in den sozialen Medien verbessern.
Ein barrierefreier Online-Shop bietet Unternehmen die Möglichkeit, bestehende Zielgruppen zu erweitern, was letztlich zu höheren Umsätzen führt. Der positive und inklusive Eindruck, den eine benutzerfreundliche Website hinterlässt, fördert eine tiefere Bindung zu den Kunden. Gleichzeitig verringert sich die Absprungrate, was Kaufabbrüche minimiert und zu einer Steigerung der Umsätze führt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Conversion-Rate, die angibt, wie viele Nutzer auf der Website eine gewünschte Aktion durchführen, etwa einen Kauf im Online-Shop. Diese Rate lässt sich durch eine inklusive Nutzererfahrung deutlich steigern. Eine intuitive Bedienung, insbesondere beim gesamten Bezahlvorgang, trägt maßgeblich dazu bei, Kaufabbrüche zu verhindern und die Conversion zu erhöhen.
Barrierefreiheit ist auch ein wesentlicher Faktor für eine bessere Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Der Google-Crawler, der Websites durchsucht, kann wie ein blinder Mensch ohne visuelle Wahrnehmung agieren. Er bewegt sich rein strukturell durch eine Seite. Wenn eine Website barrierefrei ist, sorgt das dafür, dass sie sowohl für den Crawler als auch für den Nutzer leichter zugänglich ist. Das hat den Effekt, dass barrierefreie Seiten in den Suchergebnissen besser abschneiden.
Das Vertrauen der Zielgruppen in ein Unternehmen wird von einer barrierefreien und nutzerfreundlichen Gestaltung gestärkt. Das Unternehmen profitiert nicht nur von einer verbesserten Nutzererfahrung, sondern auch von einem positiven Image, das durch die Umsetzung inklusiver Maßnahmen gestärkt wird.
Seit diesem Jahr wird Eye-Able für zahlreiche ERGO-Webseiten verwendet, und Ihr seid Teil des ERGO ScaleHubs. Welche Bedeutung hat dieser Schritt für Euch – und was schätzt Ihr an der Partnerschaft?
Die Integration von Eye-Able auf den ERGO Webseiten und in das ERGO ScaleHub bedeutet für uns den Zugang zu einem beeindruckenden Netzwerk und wertvolles Know-how durch Euer ERGO ScaleHub Mentorenprogramm. Dadurch gewinnen wir tiefere Einblicke in die Versicherungsbranche und werden mit den passenden Ansprechpartnern zusammengebracht. Das ScaleHub Team unterstützt gezielt die Skalierung und Rollouts in internationalen ERGO Gesellschaften. Wir freuen uns auf jede neu erschlossene Destination!
Für uns ist ERGO demnach nicht nur ein Partner mit einer enormen Reichweite, sondern auch ein wichtiger Impulsgeber. Die Zusammenarbeit mit einem so etablierten Unternehmen stärkt unser Vertrauen in die Vision, Barrierefreiheit in der Versicherungsbranche voranzutreiben.
Ein praktisches Beispiel für die Bedeutung dieser Partnerschaft zeigt sich in der Art und Weise, wie Versicherungen ihre digitalen Angebote zugänglicher gestalten können. Durch die Zusammenarbeit mit ERGO können wir gemeinsam Lösungen entwickeln, die den Zugang für alle Menschen verbessern – mit einer starken Signalwirkung für die gesamte Branche. Die Partnerschaft zwischen ERGO und Eye-Able zeigt, wie Innovation und Inklusion Hand in Hand gehen können.
Interview: Ingo Schenk